Quelle: Osterholzer Anzeiger

„Der Bundespreis ist Gold wert“
Reithdachdecker Andreas Klug für vorbildliche Leistungen ausgezeichnet

Hüttenbusch Eine besondere Ehrung wurde jetzt dem Inhaber der Firma Reith- und Firstbedachungen Andreas Klug zuteil. Für vorbildliche Leistungen bei der Sanierung des Wehrt’schen Hofes in Jork-Borstel erhielt er den Bundespreis im Reithdachdeckerhandwerk. „In dieser schlechten wirtschaftlichen Situation ist dieser Preis Gold wert“, sagt Klug. Nicht ohne Stolz hält er die Ehrenurkunde in den Händen.

Der Werth’sche Hof in Jork-Borstel ist einer der bedeutenden Bauernhöfe eines landwirtschaftlichen Ensembles in der Region. Die Familie Werth wurde nun mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Sie hat den 1790 in Familienbesitz befindlichen Hof in enger Kooperation mit Architekt, Handwerkern und Restauratoren instand gesetzt. Und einer dieser Handwerker war Andreas Klug. Er ist der erste Reithdachdecker, der einen Bundespreis, der alle acht Jahre in Niedersachsen verliehen wird, für seine Arbeit erhalten hat.
Der Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege wird von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks ausgelobt. Der Preis wird jährlich in zwei Bundesländern ausgelobt und ist jeweils mit 15.000 Euro dotiert. Im Jahr 2003 wurde er in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt verliehen.
Bewerben können sich private Bauherren, die in den vergangenen fünf Jahren denkmalgeschützte Objekte von Handwerksbetrieben restaurieren ließen. Bauherren, Handwerker, Architekten und Denkmalpfleger können Vorschläge einreichen. Sinn und Zweck des Preises ist es, gerade die privaten Denkmaleigentümer zu motivieren, ihre historischen Bauten durch qualifizierte Handwerksbetriebe restaurieren zu lassen.
Andreas Klug erinnert sich sehr gut an seinen größten Auftrag vor fünf Jahren. Insgesamt 1.160 Quadratmeter Dachfläche hat er mit Reith gedeckt. Acht Wochen brauchten er und seine Mitarbeiter für diese Arbeit. „Architekten und Ingenieure fahren durch die Lande und sehen sich die Arbeiten an“, sagt Andreas Klug, „denn sie müssen ja nach fünf Jahren immer noch gut aussehen.“
Zurzeit klettert der Reithdachdecker auf dem Dach des alten, im Jahre 1794 erbauten Pfarrhauses der Kirchengemeinde Hambergen herum, denn bei 90 Prozent aller Arbeiten packt er selbst mit an. 25 Arbeitstage hat er angesetzt. Diesen Auftrag habe er vor seiner Auszeichnung bekommen, sagt er und freut sich, dass nun auch das Werth’sche Haus zu seinen Referenzen zählt.
Gut zu tun haben er und seine Leute in Hambergen alle Mal. Das alte Reithdach kommt komplett herunter, eine neue Lattung muss angebracht werden. Auch die Trauf- und Ortgangbohlen müssen erneuert werden. Das Ganze wird natürlich auch isoliert.
Das Reith - für das Pfarrhausdach werden etwa 7.000 Bund à 4,5 Kilogramm benötigt, das sind 31,5 Tonnen - bezieht Klug aus Ungarn, größtenteils aber aus Polen. Und das hat auch seinen Grund: In Polen herrscht lange Frost, und den braucht das Reith, bevor es gemäht wird. „Eine lange Frostperiode sorgt dafür“, so der Fachmann, „dass das Reith härter wird.“